UVS für ein Kanalbauprojekt in Kolumbien

logo gtzGesellschaft für Technische Zusammenarbeit (1994)

Im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) bearbeitete das SYNÖK-Institut 1994 eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) im Rahmen des deutsch-kolumbianischen Kooperationsprojektes „Pro-Cienaga“ zur Rehabilitierung der Küstenlagune Cienaga Grande de Santa Marta, Kolumbien.

 

Die Fläche des Projektgebietes beträgt etwa 3.500 km² und umfasst die gesamte Delta­Landschaft östlich des Rio Magdalena. Die Projektleitung lag bei Prof. Bechmann. Die Bearbeitung erfolgte (zum Teil in Barsinghausen, zum Teil in Kolumbien) auf Seiten des SYNÖK-Instituts von Prof. Bechmann, Frau Dr. Gunreben und Dr. Hartlik. Auf kolumbianischer Seite waren J. Barragan, L. Botereo, G. Gomez, G. Manjarrez, J.  Mendo, J. Palacio und J. Velez involviert.

Das Projekt umfasste folgernde Arbeitsphasen:

  • Methodische Ausgestaltung der Umweltverträglichkeitsuntersuchung

  • Durchführung der Untersuchung vor Ort

  • Teilweise Leitung der deutsch-kolumbianischen Arbeitsgruppe vor Ort

  • Abschätzung der ökologischen und sozialen Konsequenzen

  • Abschließender Variantenvergleich von sechs Projektalternativen

  • Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen

Ziel des von der GTZ geförderten Projektes „Pro Cienaga“ ist die Rehabilitierung eines Mangrovenlagu­nenkomplexes im Bereich der „Cienaga Grande de Santa Marta“ an der kolumbianischen Karibikküste und damit die Verbesserung der ökologischen und sozioökonomischen Verhältnisse der Region. Der vorhandene Mangrovenbestand ist zu einem großen Teil bereits abgestorben und soll durch die Zufuhr von Süßwasser aus dem westlich gelegenen Rio Magdalena „wiederbelebt“ werden. Ein wieder intaktes Mangrovenökosystem soll als Basis einer nachhaltigen Fischereiwirtschaft die Lebensgrundlage für die ansässige Bevölkerung verbessern.

Mit der UVU werden die Umweltfolgen dieses Kanalbauprojektes abgeschätzt. Die Bearbeitung erfolgt durch eine deutsch-kolumbianische Arbeitsgruppe zum großen Teil vor Ort. Während die Aufgabe des SYNÖK-Instituts in der methodischen Ausgestaltung und engen inhaltlichen Begleitung und Koordination der UVU lagen, wurden die Fachinhalte der UVU, aufgeteilt in einzelne Umweltbereiche, jeweils von kompetenten kolumbianischen (und peruanischen) Wissenschaftlern erarbeitet Neben der Abschätzung der Umweltfolgen für dieses konkrete Projekt wurde auch das Ziel des “ökologischen Wissenstransfer“ verfolgt. Durch die Ausgestaltung zu einer bei­spiel­haften Modell-UVU wurde ein auch für andere Projekte gültige Methodik entwickelt, die auch nach Beendigung des Projektes als Vorlage für andere durchzuführende UVU’s gelten kann. Der Aspekt des Wissenstranfers wurde durch den Aufbau eines EDV-gestützten Fachinformationssystems (UVP-EX­PERT PRO-CIENAGA) gestützt. Die zugrundeliegende Methodik, die vom SYNÖK-Institut im Rahmen dieses Pro­jektes entwickelt wurde, ist in der Abbildung „UVU-Methodik“ dargestellt. Dabei wird deutlich, dass die komplexe Aufgabenstellung ‘Abschätzung und Bewertung der zu erwartenden Umweltfolgen’ in zahlreiche kleine Arbeitsschritte zerlegt wird, die dann - z.B. bezogen auf die ein­zelnen Umweltschutzgüter - von jeweils kompetenten Fach­leuten bearbeitet werden können. Jeweils am Ende der drei aufeinander aufbauenden Hauptarbeitsschritte (Systembeschreibung - Wirkungsabschätzung - Bewertung) müssen die Einzelergebnisse wieder aus sektorübergreifender Sichtweise zu einem Gesamtergebnis „re-integriert“ werden. Diese Re-Integration stellt hohe Anforderungen an die Bearbeiter und stellt eine der wesentlichen übergeordneten Arbeitsschritte dar. Als abschließender, nicht mehr in der Abbildung „UVU-Methodik“ dargestellter Arbeitsschritt folgen die Handlungsempfehlungen.

Aus den Ergebnissen der vorangegangenen Arbeitsschritte werden hier Empfehlungen in bezug auf folgende Aspekte getroffen

  • Auswahl der aus Umweltsicht zu favorisierende Projektalternative, falls eine Alternativenprüfung durchgeführt wurde

  • sinnvoller Weise zu ergreifenden Begleitmaßnahmen und Auflagen zur Vermeidung oder zur Verminderung von zu erwartenden Umweltbelastungen

  • Maßnahmen zum Monitoring bei Umweltfolgen, die nur mit großer Unsicherheit oder Ungewissheit abgeschätzt werden können.

Als Ergebnis wurde eine gestufte Vorgehensweise (Bau eines „Testkanals“) im Hinblick auf die Kanal­öffnungen vorgeschlagen, verbunden mit der Einrichtung eines Monitoringsystems. Das Monitoringsystem hat eine Frühwarnfunktion. Bei einer eventuell eintretenden Verschlechterung der Wasserqualität durch das belastete Einleitungswasser des Rio Magdalena kann dann durch Schleusenbauwerke die Zuleitung gestoppt werden.